Schlagerkarriere statt großer Liebe: Albin Lee Meldau im Interview

Das Interview habe ich für die Intro 2018 geführt.

Oh so folklig: Albin Lee Meldau will nicht einfach nur eine gute Zeit haben, er will mit seinem Debüt „About You“ reich werden. Er will von allen gehört und verstanden werden. In Schweden, seiner Heimat, nennt man das wohl „folklig sein“. Tony Visconti und Ray Cokes sind davon schon mal Fans.

Es gibt sie noch, die Bandgründungsstorys, in denen es darum geht, Frauen zu beeindrucken. Oder zumindest die eine – die ganz besondere. Albin Lee Meldau aus Göteborg erzählt genau so etwas. Mit seiner live als Quintett auftretenden Band jammt er seit Kindertagen. Sie traten auf Hochzeiten auf, spielten unzählige Straßenkonzerte. Aber den Drang, ein Album aufzunehmen, verspürte er erst, als er einer Frau imponieren wollte. „Es war der Plan die eine Misses zurückzugewinnen. So fing es mit meiner Karriere an,“ schwelgt er in Erinnerungen, die bei ihm klingen, als wären sie 20 Jahre her. Dabei ging es bei dem 30-Jährigen erst richtig vor zwei Jahren los. Da gewann er den Anchor Award beim Reeperbahn Festival. Der Singer-Songwriter mit der Soulstimme machte ordentlich Welle und Tony Visconti wie auch Ray Cokes hatten Herzen in den Augen. Jetzt legt er seinen Erstling „About You“ vor, der für seine Geliebte der Wink mit dem Zaunpfahl ist: „Du kannst meine Nummer blockieren und mir aus dem Weg gehen. Nur dieses Album kannst du nicht ignorieren.“

Dass Meldau nur für eine Frau das Rampenlicht sucht, glaubt man kaum. Er genießt es, ausführlich über sich zu reden. Obwohl er nicht danach gefragt wird, berichtet er, auch ohne Vertrag monatlich locker 5.000 Euro Cash mit der Musik gemacht zu haben. Geldnot? Nicht sein Problem. Nie gewesen. Wenn er Konstanz braucht, arbeitet er eben eine Weile als Musik- und Schwedischlehrer. Generell scheint er niemand von der ängstlichen oder zurückhaltenden Sorte zu sein. Selbst wenn er die eine Frau mit seiner Musik nicht verzaubern konnte, zweifelt er nicht. „In Schweden haben wir das Wort ‚folklig’. So nennt man zum Beispiel die Musik von jemanden, der beim Eurovision Song Contest gewinnt. Manche würden das, was da gespielt wird, abwertend als Schlager bezeichnen. Doch für mich ist es das Coolste, denn es heißt, du bringst mit einem guten Song deine Message der Masse näher. Das will ich erreichen.“

Genres sind ihm egal. Sich den Menschen verständlich machen und reich werden, ist wichtiger. Er reist durch die Welt und arbeitet mit Diplo oder auch Scott Storch. „Wenn du mit solchen Leuten im Studio bist, brauchst du überragende Storys. Oder worüber willst du als junger Mensch singen? Über die Highschool? Über den neuen Führerschein?“ In seinen Augen wird ein Künstler glaubwürdig, wenn er die Geschichten, über die er singt, erlebt hat. Er muss etwas durchgemacht haben. Ziemlich anstrengend, oder? „Ich kenne nur diesen Weg“, erklärt er und man ist sich sicher, dass er diesen auch so durchziehen wird.